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title: StreamOn ist kein Modell für die Zukunft des Internets
date: 2017-06-22 16:51:00 
updated: 2017-06-22 21:55:50 
author: linus
tags: update, pressemitteilung

Die Bundesnetzagentur prüft derzeit den StreamOn-Tarif der Deutschen Telekom. Aus Sicht des Chaos Computer Clubs (CCC) verstößt das Produkt eindeutig gegen die EU-Verordnung zur Netzneutralität und belegt, dass Kunden schon längst für mehr Datenvolumen zahlen, als sie derzeit bekommen.

<!-- TEASER_END -->

StreamOn ist kein Modell für die Zukunft des Internets. Die pauschale
Drosselung ganzer Diensteklassen widerspricht dem Grundgedanken der
Netzneutralität und nimmt jeden Druck von der Telekom, künftig ins
eigene Netz zu investieren.

„Mit diesem Schonprogramm für das Telekom-Netz wird nicht nur das
Zwei-Klassen-Internet Realität, sondern auch der Wettbewerb um hohe
Bandbreiten ausgebremst“, sagte Linus Neumann, Sprecher des Chaos
Computer Clubs.

Mit StreamOn wird die Videoqualität in billigen Tarifen auf das
Qualitätsniveau von 1995 gedrosselt – und das in einer Zeit mit immer
höher auflösenden Geräten und einer gesetzlich festgeschriebenen
Endgerätefreiheit für alle Internetanschlüsse. Erreicht wird diese
Qualitätsminderung durch eine Drosselung, die auch Dienste wie
media.ccc.de betrifft, die nicht an StreamOn teilnehmen.

Um teilnehmende Dienste zu erkennen, analysiert die Telekom beim Surfen
URLs und andere Merkmale, die Rückschlüsse auf das Nutzerverhalten
zulassen. Dies ist technisch nur mittels Deep Packet Inspection zu
bewerkstelligen. Diese Gefahrentechnologie hat die EU mit ihren
Netzneutralitätsregeln explizit verboten. \[1\]

Als diese Regeln 2016 erlassen wurden, hatte die deutsche
Bundesnetzagentur den Vorsitz der Europäischen Regulierungsbehörden
BEREC. Sollte sich nun selbst die Bundesnetzagentur nicht an dieses
Regelwerk halten, hat das auch für andere Regulierungsbehörden in Europa
eine fatale Signalwirkung: Geltendes Recht würde schlichtweg nicht
umgesetzt.

Sollte die Bundesnetzagentur StreamOn nicht in seine juristischen
Grenzen weisen, werden andere Anbieter ähnliche Produkte auf den Markt
bringen, die ebenfalls die Übertragungsqualität drosseln oder
Diensteklassen diskriminieren. Dies würde zu einer willkürlichen
Segmentierung des Internets führen.

Wir wollen mit unserem Angebot media.ccc.de \[3\] für unsere Inhalte
eine Alternative zum de-facto-Monopolisten YouTube bieten und können das
dank Netzneutralität zu erstaunlich niedrigen Kosten bewerkstelligen.
Kleinere Anbieter als der CCC wären aber nicht in der Lage, mit jedem
ISP einzelne Verträge abzuschließen, dessen Kunden sie erreichen wollen.
Gleichzeitig wären kleinere ISPs nicht in der Lage, die Anmeldung von
tausenden Streaming-Anbietern zu bearbeiten. Durch den
StreamOn-Anmeldeprozess wird daher die Wahlfreiheit der Nutzer, der
Wettbewerb zwischen Anbietern und letztlich auch die
Innovationsfähigkeit des Internets gefährdet.

Sinnvoller wäre es, die Telekom würde ihren Kunden das kalkulierte
Datenvolumen für StreamOn zur freien Verfügung stellen. Dies wäre auch
eine Lösung für die im EU-Vergleich viel zu niedrigen inklusiven
Datenvolumen in Deutschland. \[2\]

Um auch Deutschland endlich im einundzwanzigsten Jahrhundert ankommen zu
lassen, muss die Bundesnetzagentur das Netzneutralitätsgesetz jedoch
erst konsequent durchsetzen.

\[1\] epicenter.works: [Stellungnahme an die Bundesnetzagentur im
Verfahren zum StreamOn-Programm der Deutschen Telekom
AG](https://epicenter.works/document/483 "Stellungnahme an die Bundesnetzagentur im Verfahren zum StreamOn Programm der Deutschen Telekom AG")

\[2\] Digital Fuel Monitor: [Data caps and prices: country
comparison](http://dfmonitor.eu/prices/country/ "Data caps and prices: country comparison")

\[3\] <https://media.ccc.de>