1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
13
14
15
16
17
18
19
20
21
22
23
24
25
26
27
28
29
30
31
32
33
34
35
36
37
38
39
40
41
42
43
44
45
46
47
48
49
50
51
52
53
54
55
56
57
58
59
60
61
62
63
64
65
66
67
68
69
70
71
72
73
74
75
76
77
78
79
|
title: Deutschland unsicher im Netz - Reloaded
date: 2006-12-30 00:00:00
updated: 2009-04-18 19:12:39
author: admin
tags: update
Deutschland auch 2006 weiterhin unsicher im Netz
<!-- TEASER_END -->
Vor wenigen Tagen gab es ein Lebenszeichen der Aktion
Deutschland-sicher-im-Netz. Offensichtlich sollte der Zeitpunkt kurz vor
Jahresende dafür sorgen das sich beim CCC niemand ernsthaft mehr mit dem
Thema beschäftigen kann, weil alle mit den Congressvorbereitungen bzw.
der Congressteilnahme ausgelastet sind. Tja, Pech gehabt.
Nachdem der Club schon im Jahre 2005 massive Kritik an der Aktion
geäußert hatte, gab es die Hoffnung, dass sich die Verantwortlichen das
Konzept als auch die kompletten Inhalte grundlegend überarbeiten würden.
Interessante Hintergrundinformationen und einen Realitätsabgleich
lieferte dazu vor einigen Tagen Heise Security mit dem Bericht [PR statt
Sicherheit](http://www.heise.de/security/artikel/82780).
Da die Beteiligten und deren Hintergründe schon hinreichend beleuchtet
wurden, wollen wir uns an dieser Stelle mit den Inhalten beschäftigen:
Sicherheitschecklisten für Privatpersonen, Lehrer/Pädagogen,
Unternehmen, Eltern und eine Kurz-Zusammenfassung (Fast-Fact). Neben den
vorhanden PDF Dateien gibt es jede Menge gehaltloser Klicki-Bunti Videos
zum runterladen - auf die man getrost verzichten kann.
Insgesamt haben die PDF Dateien einen Umfang von 65 Seiten. Streicht man
die Marketingsprüche, Mehrfachnennungen und jede Menge Buntes raus, dann
hat man am Ende etwa 4-5 Seiten Inhalt, den es zu beurteilen gilt. Dabei
fällt auf, dass die vorliegenden Dokumente unabhängig vom Thema stets
die gleiche Länge von etwa 15 Seiten aufweisen, das wohl Zufall sein
muß. Darin werden vor allem moderne Legenden in Punkto Sicherheit
wiederholt und Versprechen der Hard- und Softwarehersteller als
Tatsachen dargestellt - die allerdings dadurch weder besser noch wahr
werden.
So werden ebenso pauschal wie oberflächlich Personal Firewalls, die
Zensur von Inhalten für Kinder und Jugendliche und das Lesen von
Fachzeitschriften zum Thema Computer-Sicherheit plakativ als ernsthafte
Sicherheitsmaßnahmen angepriesen. Wir möchten an dieser Stelle auf die
[CCC-FAQ zum Thema Sicherheit](/de/faq/security#internet) hinweisen.
Extrem erstaunlich fanden wir die Empfehlungen für Firmen.
Offensichtlich ist hier die Zielgruppe eindeutig nämlich Firmen mit
eigenem IT-Budget und IT-Angestellten. Das dann aber ausgerechnet für
diese Unternehmen nur absolute Basics angeboten werden und im
Wesentlichen auf das Verkaufen von Software gesetzt wird paßt leider in
das fragwürdige Konzept.
An dieser Stelle kristallisiert sich unserer Meinung nach sehr genau
heraus, dass es in Wirklichkeit bei der ganzen Aktion nur darum geht an
Firmen Software und Dienstleistungen zu verkaufen die dafür auch ein
genügend großes Budget haben. Sollten die IT-Verantwortlichen dieser
Unternehmen jedoch ernsthaft neue Erkenntnisse aus den Dokumenten
gewinnen, dann möchten wir Ihnen einen Berufswechsel nahelegen.
Der Begriff des Hackers wird in allen Dokumenten zu einem plakativen
Schlagwort degradiert, um in der Welt des Schwarz-/Weißdenkens nur
zwischen Gut und Böse zu unterscheiden. Die Lebenseinstellung eines
Hacker bleibt unberücksichtigt, ebenso mangelt es an jeglicher Kompetenz
zwischen Hackern, Crackern und Script-Kiddies und ihren Untergruppen zu
unterscheiden.
Die Dokumente erscheinen als Resultat von Marketingabteilungen von
Unternehmen, die durch die Pflege moderner Legenden ihre Produkte gegen
die Realität verteidigen wollen. Daher erachten wir es als reine
Zeitverschwendung, auf weitere Details der Dokumente einzugehen.
Dass der Bundesinnenminister diese Aktion ernsthaft unterstützt und das
Wirtschaftsministerium die Schirmherrschaft über die Aktion hat, deutet
darauf hin, dass die beteiligten Firmen, deren Marketingabteilungen und
die entsprechenden Lobbygruppen die Politik und die Politiker fest im
Griff haben.
|