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.. title: Bäcker
.. date: 2002/01/01
.. tags: poetry
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Ne Baeckerlehre. Irgendwas profanes. Da hat man sich dann schon einmal durchgerungen, am Kaffeetisch im Familien- und Freundeskreis der Eltern teilzunehmen, faehrt extra raus in die Pampa und dann das.
Computerexperte.
VERDAMMT!
"Mein Sohn ist Computerexperte!" Und das mit einem Laecheln, dass dieses Wort nach "Bundeskanzler" klingen laesst, oder "Bankdirektor". Nun weiss man, dass man verloren hat.
Alles kommt wieder hoch. All diese "Mutti, du kennst dich doch mit diesem Betriebssystem viel besser aus, als ich". Nein tut sie nicht und dann beweist sie, waehrend man schwitzend durch irgendwelche Systemsteuerungshilfen clickt, dass sie es doch besser weiss. Klar sie wuerden es alleine schaffen, jedes Mal, aber sie brauchen einen ja, damit man die Fehler macht, die sie vermeiden wollen, nur um dann ganz generoes darueber hinwegschauen zu koennen und einem ganz unauffaellig zu zeigen, wieviel Erfahrung sie schon gesammelt haben. Als ob das nun nicht schon alles genug waere, und Telefon- und Benzinkosten beliebiger Hoehe verursacht haette, sitzt man an dieser bekloppten Kaffeetafel und schluckt und versucht, alle Aehnlichkeit mit Bill Gates zu vermeiden, stopft sich mehr Kuchen in den Mund und schluckt und versucht, nicht wie ein voelliger Trottel auch noch rot zu werden, als ob man stolz drauf sei. Aber eigentlich weiss man, dass es keinen Zweck hat. Man hat verloren.
Das sieht man daran, dass einen alle mit so ganz anderen Augen angucken. Man ist ploetzlich ein Nuetzling. Ein Trottel zwar, aber nuetzlich. Und man sieht an seinem inneren Augen schon die Situationen vorbeihuschen:
Der Cousin, der sich "irgendwo im Interweb einen Trojaner-Virusprogramm" eingefangen hat und man darf da antanzen, clickt ein wenig herum, bekommt in der Browseraddresshistory Ferkelwoerter zu sehen, die einem einen ungefaehren Eindruck verschaffen, mit welcher Hartnaeckigkeit da gesucht wurde und von denen ein Grossteil da nicht im Traum einfallen wuerde, obwohl man ja selber auch nicht voellig.. aber egal! Man nickt ein paar mal bedeutend und schuettelt hier und dort den Kopf und wenn der Cousin dann irgendwas von "Iloveyou" und "Melissa" brabbelt, faellt einem nix weiter ein als "Ja, hab ich auf Heise gelesen, aber weiss ich jetzt auch nicht" und dann sieht man dieses schnippische "pah". Dieses "und du willst was von Computern verstehen". Und zu NetBSD und dem Apache, den man vorhin installiert hat und dem CryptoFS, an dem man grade codet, gibz nur ein "hab ich laengst durchgespielt" und man weiss, dass man Federn verloren hat, aber da nie wieder hin muss.
Und da sitzt man nun, kaut auf Gabel und Kuchen und alle warten auf den Startschuss zur Hatz. Da gibt es immer einen widerlichen neuen Liebhaber irgendeiner Tante, der einem ganz scheinheilig zwei voellig aus der Luft gegriffene Monitortypen an den Kopf wirft und man soll nun entscheiden, welchen er kaufen soll nur um mit dieser Meinung gleich auseinander genommen zu werden. Man rettet sich mit Phantastereien ueber Lochmasken vom LCD Schirm und ist erloest.
Vorerst nur, dank derselben bloede Tante, die den Typen angeschleppt hat, die macht naemlich einen Witz ueber Bankraeuber mit ihren Lochmasken. Die Meute hat nun mit der gestrigen Bildzeitung und dem schlimmen Bankueberfall genug zu tun, um vom heroischen Fluchtversuch abzulenken, den man dann notfuerftig als Toilettenbesuch getarnt, unternimmt. Saesse man noch da, wenn sie sich einem wieder widmeten, liefen man leicht Gefahr, jegliche Selbstachtung zu verlieren. Stattdessen steht der sehr verstaendnisvolle Opa im Flur, der unbedingt wissen will, was man denn da so gerade arbeitet und irgendwie tut es einem ernsthaft leid, dass das enttaeuschte Nichtverstehen in seinen Augen schon nach dem zweiten Buzzword durchfackelt.
Und wieder uebermannt einen ein Bild drohenden Uebels. Situation: gemuetlicher Abend, Programmieren an der Weltverbesserung. Grundnahrungsmittel und Brot, eine gute Playlist, naechsten Morgen nicht frueh aufstehen... und dann natuerlich ploetzlich Telefon. Und dann vier Stunden irgendeinem Verwandten oder Bekannten eines Verwandten nur unter Zurhilfenahme eines XP auf dem Scancomputer in der Firma als Referenz beschreiben wie man unter Win95 versteckte Dateien einblendet und dlls ins Pluginverzeichnis des CD-Rippers kopiert, dass natuerlich nicht ueber den Startknopf im zweiten Menue sondern im Explorer, der aber dummerweise Arbeitsplatz heisst...
dabei kann man gerade noch verhindern, auf dem Rueckweg vom Klo in das Nachbarskind zu rennen, dass inzwischen schon gross und ansehnlich geworden ist, und steht paralysiert da, wie man es aus schlechten Filmen kennt, wo auch der ekligste, pickelige Computerhacker doch noch das Cheerleadermaedchen abbekommt, und bestaetigt alle Stereotype und huscht durch das Wohnzimmer zurueck in das ehemalige Zimmer, das laengst zum Buero umfunktioniert wurde und tastet sein Gesicht nach Pickeln ab.
Noch waehrend man den Obstkuchenfleck auf seinem Alt-F4 Shirt breitreibt, hoert man vor der Tuer die Nachbarskinder tuscheln und "wenn du mich aergerst, hol ich meinen grossen Bruder und der haut dich" scheint obsolet zu sein, jetzt bedrohen sie sich mit "dann hackt der dein Konto" und das geht spaetestens dann schief, wenn sie uebermuetig den Dorffaschos mit "und der macht dir Punkte in Flensburg" drohen.
Und langsam reift die Erkenntnis, dass man seinen Eltern erzaehlen will, man wuerde jetzt Baecker oder Kfz-Mechaniker oder Bankdirektor.
Oder Bundeskanzler!
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