title: ARD und Fraunhofer proben die Totalüberwachung
date: 2011-09-15 22:21:00
updated: 2011-09-19 12:34:02
author: zas
tags: update, pressemitteilung, amfis
Das Sommerfest des SWR diesen Sonntag in Heidenheim wird diesmal ein Erlebnis der anderen Art. Denn neuerdings kümmert sich das Fraunhofer-Institut für Optronik, Systemtechnik und Bildauswertung (IOSB) um die Überwachung aller Gäste.
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In einer Presseerklärung \[2\] erläutern die
Militärtechnik-Fachleute des IOSB \[1\] zur geplanten Werbeveranstaltung
auf dem Sommerfest:
> Sie feiern und wir passen auf Sie auf
> Am 18. September veranstaltet der SWR4 als Höhepunkt der Festsaison
> sein SWR-Fest in Heidenheim. Das Fraunhofer IOSB nahm die Einladung
> des SWR gerne an, auf dem Festival das Sicherheitssystem AMFIS
> einzusetzen und zu präsentieren.
Das AMFIS-System ist ein militärisches Vertragsforschungsprojekt,
spezialisiert auf die Überwachung von Regionen und Straßen und das
Lokalisieren und Identifizieren von Personen und Fahrzeugen. Dazu werden
Daten von fliegenden Drohnen, Heliumballons, Funk-Sensornetzen,
Infrarotkameras und Webcams ausgewertet. Das technische Arsenal wird nun
auf dem SWR-Sommerfest aufgefahren. Ziel des Einsatzes von AMFIS ist das
Feststellen auffälligen Verhaltens. \[3\] Das Friedensplenum Mannheim
\[4\] schätzt das Fraunhofer-Institut IOSB als Institution ein, die sich
überwiegend durch militärische Auftragsforschung finanziert und zum
»effizienteren Töten beiträgt«.
Militärtechnik und »Technologie für die Verteidigung« ist das größte
Geschäftsfeld des Fraunhofer-Instituts IOSB. Daß die wehrtechnische
Forschung nun allerdings an feiernden Zivilisten getestet wird, scheint
ein ganz neues Geschäftsfeld zu werden. Zukünftig sollen wohl
deutschlandweit Festveranstaltungen überwacht werden.
Was die Militärtechnik auf einem zivilen Sommerfest der ARD zu suchen
hat, bleibt das Geheimnis der Organisatoren, ebenso, warum ein solches
Fest effizienter überwacht werden soll als die Camps Delta und Echo in
Guantánamo. Viel Phantasie ist jedoch nicht vonnöten, um vorherzusehen,
auf welchen anderen zivilen Schlachtfeldern das hier erprobte und
angepriesene System demnächst zum Einsatz kommt.
Die Veranstalter der öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalt stören sich
offenbar auch nicht daran, daß die Überwachung der Sommerfestgäste
offensichtlich rechtswidrig ist, \[5\] wie die Justiz und der
Landesdatenschutzbeauftragte bereits in einem vergleichbaren Fall klar
geäußert haben.
Wer da noch Spaß am Feiern haben sollte, der wird bei jedem Schritt und
jedem getrunkenen Bier von vollautomatischen Überwachungsdrohnen auf
Video festgehalten werden. Nicht einmal im Gebüsch wäre man ungestört,
denn hierüber wacht natürlich ein Infrarot-System.
- \[1\]
- \[2\] ["Mehr Sicherheit auf
Großveranstaltungen"](http://www.iosb.fraunhofer.de/servlet/is/9568/)
- \[3\] [Werbefilm des
IOSB](http://www.youtube.com/watch?v=jYX8xI9afGk)
- \[4\] [Wie eine renommierte Forschungsinstitution zum effizienteren
Töten
beiträgt](http://www.frieden-mannheim.de/index.php?option=com_content&view=article&id=109:ausspaehen-aufspueren-ausschalten&catid=1:aktuelle-nachrichten)
- \[5\] [Videoüberwachung von Verwaltungsgericht
untersagt](http://www.justiz.baden-wuerttemberg.de/servlet/PB/menu/1193904/index.html),
(pdf)
### [Update](#node1)
Der SWR erklärt in einer E-Mail an den Chaos Computer Club den Einsatz
des AMFIS-Systems. Hier Auszüge der E-Mail im Wortlaut:
Sehr geehrte Damen und Herren,\
liebe Kolleginnen und Kollegen,\
\
ich habe bereits am Freitag nachmittag an ccc.sofortstart.de
\[sic\] folgenden Hinweis gemailt:\
\
Die Aussagen auf Ihrer Online-Seite zum SWR4 Fest in Heidenheim
beziehen sich auf eine äußerst missverständliche Pressemitteilung des
Fraunhofer Instituts. Diese vermittelt den Eindruck, der SWR habe das
Institut beauftragt, ein Sicherheitskonzept für das SWR4 Sommerfest zu
entwickeln und umzusetzen. \
Das ist nicht der Fall. \
Das Sicherheitskonzept ist zwischen dem SWR und der Stadt
Heidenheim abgestimmt und sieht an keiner Stelle den Einsatz von
Überwachungsdrohnen oder ähnlichem vor. Das Frauenhofer Institut wurde
als Repräsentant der Studioregion Karlsruhe eingeladen, um sich vor Ort
als Teil des Markts der Regionen zu präsentieren. Dabei wurde zu keinem
Zeitpunkt, weder von der \
Stadt Heidenheim als örtlichem Veranstalter noch vom Südwestrundfunk,
ein Auftrag erteilt, die Überwachung der Gäste zu übernehmen.
Lediglich vorbesprochen wurde der eventuelle Einsatz eines kleinen
Fesselballons, der Luftbilder für die Fernsehberichterstattung im SWR
Fernsehen liefern könnte. Eine Datenspeicherung findet nicht statt. \
\
Ich möchte Sie bitten, dies auf Ihrer Onlineseite richtigzustellen.\
\
Beste Grüße\
\
SÜDWESTRUNDFUNK\
Wolfgang Utz\
Leiter Pressestelle