From 4ea8f17b5d401aea2ebca3e2a8a529f78c1e7595 Mon Sep 17 00:00:00 2001 From: webmaster Date: Sat, 18 Apr 2009 19:12:39 +0000 Subject: committing page revision 1 --- updates/2006/wahlcomputer.md | 97 ++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++ 1 file changed, 97 insertions(+) create mode 100644 updates/2006/wahlcomputer.md diff --git a/updates/2006/wahlcomputer.md b/updates/2006/wahlcomputer.md new file mode 100644 index 00000000..8326d8b9 --- /dev/null +++ b/updates/2006/wahlcomputer.md @@ -0,0 +1,97 @@ +title: Chaos Computer Club fordert Verbot von Wahlcomputern in Deutschland +date: 2006-10-05 00:00:00 +updated: 2009-04-18 19:12:39 +author: webmaster +tags: update + +Der Chaos Computer Club hat in enger Kooperation mit der +niederländischen Kampagne "Wir vertrauen Wahlcomputern nicht" +(wijvertrouwenstemcomputersniet.nl) Wahlcomputer der Firma Nedap auf +Schwachstellen untersucht. Die Ergebnisse dieser Untersuchung wurden +heute publiziert. Sie zeigen eine grundsätzliche Nichteignung von +Computersystemen für Wahlen. Der CCC fordert daher ein vollständiges +Verbot von Wahlcomputern für Bundes-, Landtags- und Kommunalwahlen. + +Die niederländische Initiative "Wir vertrauen Wahlcomputern nicht" hat +heute die Ergebnisse ihrer in enger Kooperation mit dem Chaos Computer +Club durchgeführten Analyse von Nedap-Wahlcomputern publiziert \[1\]. +Nedap-Wahlcomputer, nahezu baugleich zu den niederländischen Geräten, +sind auch in Deutschland zugelassen und im Einsatz. Die Bauartzulassung +der Nedap-Wahlcomputer in Deutschland beruht auf einem Gutachten der +Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB). + +### Die Analyse zeigt auf, dass + +- Wahlcomputer keinen effektiven Schutz gegen Stimm-Manipulation + bieten,\ +- die Software der Wahlcomputer einfach auszutauschen und zu + manipulieren ist,\ +- das Wahlgeheimnis durch die Wahlcomputer kompromittiert wird,\ +- Manipulationen an Wahlcomputern praktisch nicht nachgewiesen werden + können,\ +- Wahlcomputer den gesetzlichen Vorgaben in keiner Weise genügen.\ + +"Die Bauartzulassung der Nedap-Wahlcomputer ist nach den nunmehr +vorliegenden Forschungsresultaten hinfällig. Das Bundesinnenministerium +muss daher die Zulassung entsprechend § 3 Absatz 3 der +Bundeswahlgeräteverordnung widerrufen," forderte der Sprecher des Chaos +Computer Club, Andy Müller-Maguhn. \[2\] + +Die Abwesenheit realer Angriffsszenarien in den Prüfkriterien des von +der PTB erstellten Bauart-Gutachtens legt die Vermutung nahe, dass die +PTB und Nedap bei deren Ausarbeitung deutlich zu eng zusammengearbeitet +haben. Die Details des Gutachtens werden von den Beteiligten in +wichtigen Teilen geheim gehalten. Eine öffentliche Begutachtung der +Risiken von Wahlcomputern war somit bisher nicht möglich. + +Der niederländischen Kampagne "Wir vertrauen Wahlcomputern nicht" gelang +es, mehrere Wahlcomputer der Firma Nedap zu erwerben. Erstmals konnten +nun unabhängige Experten die Sicherheit der Wahlcomputer untersuchen. +Die dokumentierten Ergebnisse zeigen, dass die Nedap-Wahlcomputer den +gesetzlichen Anforderungen weder in Deutschland noch in den Niederlanden +genügen. + +Der Chaos Computer Club wendet sich auf Grund des hohen +Gefahrenpotentials prinzipiell gegen die Verwendung von Wahlcomputern. +Ein unsicheres und manipulierbares Computersystem mit zahlreichen +Angriffspunkten darf nicht Basis des sensibelsten Bereichs unserer +Demokratie werden. Ein vorläufiges Wahlergebnis wenige Stunden früher +vorliegen zu haben, ist es nicht wert, das von Wahlcomputern ausgehende +Risiko einzugehen. + +"Wahlcomputer müssen in Deutschland verboten werden, bevor wir auch hier +Zustände wie in den USA oder Mexico bekommen. Die hier verwendeten +Nedap-Computer sind mindestens genauso unsicher und manipulierbar, wie +die aus den Wahlskandalen in den USA bekannten Systeme. Mit +manipulierten Wahlcomputern kann eine entschlossene Gruppe die Macht +ergreifen, ohne nach außen hin die Spielregeln der Demokratie zu +verletzen," kommentierte CCC-Sprecher Müller-Maguhn. + +Das einfache Konzept einer geheimen Wahl ohne gefährliche technische +Spielereien hat sich bewährt. Um weiterhin freie und geheime Wahlen in +Deutschland sicherzustellen, muss daher die Wahl mit Stift und Papier +als einzig zugelassenes Wahlsystem gesetzlich verankert werden. +Technische Manipulationen können nur so prinzipiell ausgeschlossen +werden. + +"Eine Wahl mit Stift und Papier kann effektiv von normalen Bürgern +überprüft werden, wie die DDR-Opposition gezeigt hat, als sie die +Wahlfälschung im Mai 1989 aufdeckte. Eine Wahl mit Wahlcomputern kann +jedoch nur von einer kleinen Elite von Computer-Forensikexperten +überprüft werden. Doch nicht einmal diese Experten können vollständige +Manipulationsfreiheit garantieren," erläuterte Müller-Maguhn. + +Wahlen mit Wahlcomputern sind vom Bürger nicht mehr öffentlich +überprüfbar, da alle Vorgänge im Inneren eines undurchschaubaren +Computersystems ablaufen. Eine Neuauszählung von Stimmen würde dabei nur +das manipulierte Auswertungsprogramm noch einmal ausführen. Fälschungen +sind so, im Gegensatz zur traditionellen Papierwahl, nicht mehr +erkennbar. + +\ +\[1\] Detaillierte Informationen über die Schwachstellen der +Nedap-Wahlcomputer finden sich unter +[](http://www.wijvertrouwenstemcomputersniet.nl/Es3b-en.pdf)\ +\ +\[2\] Bundeswahlgeräteverordnung: +[](http://bundesrecht.juris.de/bwahlgv/index.html) -- cgit v1.2.3