From 1ad9c542db0f84d23883b00b7beeae7f03ac468f Mon Sep 17 00:00:00 2001 From: webmaster Date: Sat, 18 Apr 2009 19:12:39 +0000 Subject: committing page revision 1 --- updates/2007/biometrie-datenbank.md | 77 +++++++++++++++++++++++++++++++++++++ 1 file changed, 77 insertions(+) create mode 100644 updates/2007/biometrie-datenbank.md diff --git a/updates/2007/biometrie-datenbank.md b/updates/2007/biometrie-datenbank.md new file mode 100644 index 00000000..cf664ab0 --- /dev/null +++ b/updates/2007/biometrie-datenbank.md @@ -0,0 +1,77 @@ +title: CCC warnt vor biometrischer Vollerfassung +date: 2007-02-20 00:00:00 +updated: 2009-04-18 19:12:39 +author: webmaster +tags: update + +Es hat nur wenige Monate gedauert, bis die vom Bundesministerium des +Innern (BMI) versprochene Zweckbindung der für die Reisepässe +erhobenen biometrischen Daten der Bürger abgeschafft wird. + + + +Obwohl das BMI stets versicherte, dass es keine zentrale Speicherung der +biometrischen Daten geben wird, hat am Freitag der Bundesrat gefordert, +sowohl die Gesichtsbilder als auch die Fingerabdrücke der Bürger in +einer zentralen Datenbank für immer zu speichern. Bevor die +Fingerabdrücke an den Meldeämtern überhaupt abgeben werden müssen, steht +die zentrale Datenbank bereits vor der Tür. + +Der CCC betont, dass die Speicherung in einer zentralen Datenbank ein +Risiko für die Sicherheit der sensiblen biometrischen Daten darstellt. +Diese zentrale Erfassung bietet deutlich einfachere +Zugriffsmöglichkeiten für Datenverbrecher. + +Polizei und Ordnungsamt sollen nach dem Willen des Bundesrates auf diese +Datenbank ohne weiteres, z. B. zur Verfolgung von Ordnungswidrigkeiten, +zugreifen können. Dabei soll es ohne jegliche Kontrolle einen +“automatisierten Abgleich mit erkennungsdienstlichen Dateien der +Polizeivollzugsbehörden” geben. Das heißt praktisch, dass jedem Bürger +beispielsweise bei Geschwindigkeitskontrollen wie einem Schwerverbrecher +Fingerabdrücke abgenommen werden. Diese Abdrücke können dann +beispielsweise mit der AFIS-Datenbank (automatisches +Fingerabdruck-Identifizierungssystem), die EU-weit mehrere Millionen +Fingerabdrücke gespeichert hat, abgeglichen werden. + +Der einfache Abgleich ist laut Bundesrat “unverzichtbar”. Die Begründung +für diese angebliche Unverzichtbarkeit ist an Dreistigkeit kaum zu +überbieten. Es wird angenommen, dass dadurch “Falschinformationen +enthaltende Dokumente” auffindbar werden würden. Offenbar ist den +Sicherheitshysterikern und Datensammlern dabei entgangen, dass die +passive Authentifikation des RFID-Chips die Veränderung der Passdaten +unmöglich macht. + +In der Praxis ist bei den automatisierten Abfragen mit sehr vielen +fälschlich als Verbrecher identifizierten Unschuldigen zu rechnen. Ein +Großteil der Bevölkerung, insbesondere Senioren, Jugendliche und Frauen, +besitzt keine ausgeprägten Fingerabdrücke, was zu Fehlidentifizierungen +führt. Dies wurde durch eigens vom BMI in Auftrag gegebene Studien +belegt. + +Außerdem ist ein massiver Datenabgleich gegen eine biometrische +Datenbank in dieser Dimension noch nie getestet worden. Es handelt sich +also ein weiteres Mal um einen leichtfertigen Feldtest an der lebenden +Bevölkerung. + +Der Bundesrat forderte bei der Gelegenheit auch gleich, auf die Löschung +der sensiblen biometrischen Daten zu verzichten. Statt einer Begründung +wurde vom Bundesrat als Grund nur nebulös von “präventiven Gründen zur +Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung” gesprochen. +Zu deutsch: einmal erfasste Bürger sind für immer gespeichert. + +In der Praxis wird dann jeder Straßenpolizist nach seinem Gutdünken +nicht nur biometrische Gesichtsdaten, sondern auch Fingerabdrücke +abnehmen, die danach für immer gespeichert bleiben und den +Ermittlungsbehörden weiter zur Verfügung stehen. + +Natürlich soll der Bürger für den staatlichen Missbrauch seiner +biometrischen Daten selbst aufkommen. Über eine erneute Erhöhung der +Passgebühren wird bereits diskutiert, denn der Bundesrat stellte fest, +dass über die Hälfte der Kosten des biometrischen Reisepasses für die +Länder nicht gedeckt sind. + +Natürlich denkt das Innenministerium auch fürsorglich an jene Bürger, +die keinen Reisepass besitzen. Die Einführung von Personalausweisen mit +Funk-Chip, Biometrie-Bild und Fingerabdrücken ist fest eingeplant. Die +biometrische Vollerfassung des deutschen Volkes ist also in vollem +Gange. -- cgit v1.2.3