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1 | title: Schwerwiegende Wahlcomputer-Probleme bei der Hessenwahl - Wahleinsprüche und Nachwahlen erwartet | ||
2 | date: 2008-01-27 00:00:00 | ||
3 | updated: 2009-04-18 19:12:41 | ||
4 | author: presse | ||
5 | tags: update, pressemitteilung | ||
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7 | Beim Einsatz der NEDAP-Wahlcomputer bei den heutigen Wahlen zum hessischen Landtag kam es zu gravierenden Problemen und Unregelmäßigkeiten. | ||
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9 | <!-- TEASER_END --> | ||
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11 | Neben massiver Behinderung der Wahlbeobachtung in mehreren Gemeinden kam | ||
12 | es zu einer Reihe von Vorfällen, welche die Behauptungen des hessischen | ||
13 | Innenministeriums über die Sicherheit und Zuverlässigkeit der | ||
14 | Wahlcomputer klar widerlegen. In mindestens einer Gemeinde wurden die | ||
15 | Computer über Nacht in den Privatwohnungen von Parteimitgliedern | ||
16 | gelagert. Dies sei “gängige Praxis”, bestätigten Mitarbeiter des | ||
17 | Ordnungsamtes den Wahlbeobachtern. Alle neun Wahlcomputer der Gemeinde | ||
18 | Niedernhausen seien privat gelagert worden. | ||
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20 | “Die Lagerung der Wahlcomputer über Nacht zu Hause bei Lokalpolitikern | ||
21 | ist das Albtraum-Szenario für eine Innentäter-Manipulation, auch nach | ||
22 | der Logik des hessischen Innenministeriums. So etwas haben selbst wir | ||
23 | uns nicht vorstellen können”, sagte der Sprecher des Chaos Computer Club | ||
24 | (CCC), Dirk Engling. | ||
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26 | In zwei Wahllokalen waren Wahlbeobachter des CCC für längere Zeit | ||
27 | alleine mit den bereits angelieferten Wahlcomputern, bevor der | ||
28 | Wahlvorstand eintraf. Manipulationen hätten problemlos vorgenommen | ||
29 | werden können. | ||
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31 | In mindestens einem Wahllokal versagte die NEDAP-Technik: Ein | ||
32 | Wahlcomputer in Viernheim zeigte nach Inbetriebnahme um kurz vor 8 Uhr | ||
33 | nur eine Fehlermeldung an. Eine normale Wahl war somit unmöglich. Erst | ||
34 | nach einer Stunde war ein Ersatzcomputer im Wahllokal eingetroffen. In | ||
35 | dieser Zeit konnten viele Wähler ihr Wahlrecht nicht ausüben. | ||
36 | |||
37 | In Obertshausen wurde interessierten Bürgern das Betreten des Wahllokals | ||
38 | durch einen Mitarbeiter des Ordnungsamts verweigert, sogar die Festnahme | ||
39 | wurde den Beobachtern angedroht. “Von Offenheit und der rechtlich | ||
40 | verbürgten Öffentlichkeit der Wahl hat der Wahlleiter von Obertshausen | ||
41 | offenbar noch nichts gehört”, kommentierte CCC-Sprecher Dirk Engling. | ||
42 | Schon im Vorfeld versuchten einige Wahlleiter, aktiv eine | ||
43 | Wahlbeobachtung zu behindern. | ||
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45 | Die Beobachtungen von über 50 interessierten Bürgern ergaben weiterhin, | ||
46 | dass ein großer Teil der älteren Wähler entgegen den Behauptungen im | ||
47 | Vorfeld der Wahl Probleme hatte, die Stimme an den Computern abzugeben. | ||
48 | Viele waren so überfordert, dass Wahlhelfer ihnen bei der Stimmabgabe | ||
49 | Hilfestellung geben mussten. | ||
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51 | Der CCC besuchte auch die Verantwortlichen in den hessischen Gemeinden, | ||
52 | die sich nach einer Testphase gegen die umstrittenen Wahlcomputer | ||
53 | entschieden hatten. Als kleines Dankeschön überbrachten CCC-Aktivisten | ||
54 | den Wahlhelfern in den entsprechenden Wahllokalen leckere Kekse zur | ||
55 | Stärkung bei der Auszählung. Dabei ergaben sich interessante Einblicke | ||
56 | in die Gründe für die Ablehnung der NEDAP-Wahlcomputer. | ||
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58 | Bei früheren Wahlen hatte Weiterstadt mit Computern abstimmen lassen. | ||
59 | “Wir waren unter den ersten, die Wahlcomputer eingesetzt haben. Nach der | ||
60 | ersten Wahl hatten wir jedoch das Gefühl, dass der Aufwand im Vorfeld zu | ||
61 | groß war”, sagte Herr Gerald Eberlein, Wahlleiter aus Weiterstadt. “Ich | ||
62 | hatte einfach nur ein unsicheres Gefühl dabei”, begründete er nun die | ||
63 | Abkehr von den umstrittenen Computern. | ||
64 | |||
65 | In Erzhausen wurde auch wieder auf Papier gewählt. “Wir hatten die | ||
66 | Computer wegen des Kumulierens und Panaschierens gemietet, die | ||
67 | versprochene Zeitersparnis war aber nicht eingetreten, es ist einzig | ||
68 | teurer geworden. Deswegen haben wir wieder zu Papier gewechselt”, sagte | ||
69 | Dieter Karl, Bürgermeister von Erzhausen, dem CCC. Die vom kommerziellen | ||
70 | Anbieter der NEDAP-Wahlcomputer versprochene Vorteile seien gar nicht | ||
71 | eingetreten. | ||
72 | |||
73 | In der Diskussion über die Sinnhaftigkeit von Wahlcomputern zeigt sich, | ||
74 | dass sie nicht nur kein Personal einsparen, sondern ein Mehr an Kosten | ||
75 | und Zeit für die Gemeinden bedeuten, der unbemerkten Manipulation des | ||
76 | Ergebnisses Vorschub leisten sowie Senioren erhebliche Probleme | ||
77 | bereiten. | ||
78 | |||
79 | Die Vielzahl der Verstöße gegen die verordneten Prozeduren, die durch | ||
80 | die Wahlbeobachter festgestellt wurden, und die Zuverlässigkeitsprobleme | ||
81 | der NEDAP-Systeme verdeutlichen einmal mehr das grundlegende Problem von | ||
82 | Wahlcomputern: die nicht vorhandene Überprüfbarkeit und Transparenz der | ||
83 | Wahl. Weder Wähler noch Wahlhelfer konnten die Korrektheit der | ||
84 | Stimmabgabe und Zählung nachvollziehen. Eine nachträgliche Neuauszählung | ||
85 | ist de facto nicht möglich. | ||
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87 | “Die Wahlbeobachtung in Hessen zeigt, dass es endgültig Zeit wird, die | ||
88 | Wahlcomputer auch in Deutschland aus dem Verkehr zu ziehen”, sagte | ||
89 | CCC-Sprecher Dirk Engling. “Gerade angesichts des knappen Wahlausgangs | ||
90 | in Hessen werden die untragbaren Risiken von Computerwahlen | ||
91 | überdeutlich.” | ||
92 | |||
93 | Der CCC dankt allen Wahlbeobachtern für ihr Engagement! | ||