diff options
Diffstat (limited to 'updates')
| -rw-r--r-- | updates/2018/bitsundbaeume.md | 116 |
1 files changed, 116 insertions, 0 deletions
diff --git a/updates/2018/bitsundbaeume.md b/updates/2018/bitsundbaeume.md new file mode 100644 index 00000000..bd14f7e1 --- /dev/null +++ b/updates/2018/bitsundbaeume.md | |||
| @@ -0,0 +1,116 @@ | |||
| 1 | title: Forderungen für gemeinwohlorientierte und datenschutzfreundliche Digitalpolitik | ||
| 2 | date: 2018-11-18 16:37:12 | ||
| 3 | updated: 2018-11-18 16:37:12 | ||
| 4 | author: webmaster | ||
| 5 | tags: update, pressemitteilung | ||
| 6 | |||
| 7 | Die Vernetzungskonferenz „Bits & Bäume“ brachte am Wochenende Hacker, Umwelt- und Netzaktivisten zusammen. Die Aufzeichnungen des Programms stellt das Video Operation Center des Chaos Computer Clubs allen Interessierten zur Verfügung. [1] Dem zum Abschluss der Konferenz vorgestellten gemeinsamen Forderungskatalog für eine moderne Digitalpolitik und für einen nachhaltigen Hacktivismus schließt sich der Chaos Computer Club an. | ||
| 8 | |||
| 9 | <!-- TEASER_END --> | ||
| 10 | |||
| 11 | Die Organisationen Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), | ||
| 12 | Brot für die Welt, Deutscher Naturschutzring (DNR), Germanwatch, | ||
| 13 | Konzeptwerk Neue Ökonomie, zusammen mit dem Forum InformatikerInnen für | ||
| 14 | Frieden und gesellschaftliche Verantwortung (FIfF), der Open Knowledge | ||
| 15 | Foundation Deutschland (OKF) sowie der Technischen Universität Berlin | ||
| 16 | und dem Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) stellen | ||
| 17 | folgende Forderungen: | ||
| 18 | |||
| 19 | ### Sozial-ökologische Zielsetzung bei Gestaltung der Digitalisierung | ||
| 20 | |||
| 21 | Die Gestaltung der Digitalisierung soll dem Gemeinwohl dienen. Sie darf | ||
| 22 | nicht einseitig auf die Förderung einer wirtschafts- und | ||
| 23 | wachstumspolitischen Agenda abzielen, sondern muss auf sozial-, umwelt-, | ||
| 24 | entwicklungs- und friedenspolitische Ziele ausgerichtet sein. Die | ||
| 25 | Digitalisierung soll zu einer nachhaltigen Energie-, Verkehrs-, Agrar- | ||
| 26 | oder Ressourcenwende beitragen und konkrete Beiträge zur umfassenden | ||
| 27 | Gewährleistung der Menschenrechte, der Klimaschutzziele und zur | ||
| 28 | Beendigung von Hunger und Armut leisten. Eine nachhaltige | ||
| 29 | Digitalisierung in unserem Sinne setzt auf sinnvolle, menschenwürdige | ||
| 30 | Arbeit, soziale Gerechtigkeit und suffiziente Lebensstile. | ||
| 31 | |||
| 32 | ### Demokratie | ||
| 33 | |||
| 34 | Basis einer gerechten Gesellschaft sind demokratische Entscheidungen: | ||
| 35 | Die Digitalisierung muss in sich demokratischer gestaltet werden und | ||
| 36 | gleichzeitig demokratische Prozesse unterstützen, statt diesen | ||
| 37 | entgegenzuwirken. Dafür muss sie konsequent darauf ausgerichtet werden, | ||
| 38 | emanzipatorische Potenziale, dezentrale Teilhabe, offene Innovationen | ||
| 39 | und zivilgesellschaftliches Engagement zu fördern. | ||
| 40 | |||
| 41 | ### Datenschutz und Kontrolle von Monopolen | ||
| 42 | |||
| 43 | Datenschutz, Manipulationsfreiheit und informationelle Selbstbestimmung | ||
| 44 | sollen als Grundlage von freien, demokratischen, friedlichen und | ||
| 45 | langfristig souveränen Gesellschaften national und global vorangetrieben | ||
| 46 | werden. Es müssen Rahmenbedingungen zur Kontrolle digitaler Monopole | ||
| 47 | geschaffen werden, damit sich im Norden und globalen Süden eine eigene, | ||
| 48 | selbstbestimmte digitale Wirtschaft entwickeln kann. Bestehende Monopole | ||
| 49 | von Betreiberinnen kommerzieller Plattformen müssen gebrochen werden, | ||
| 50 | indem beispielsweise eine definierte Schnittstelle zum Austausch | ||
| 51 | zwischen Social-Media-Diensten verpflichtend eingeführt wird. | ||
| 52 | |||
| 53 | ### Bildung | ||
| 54 | |||
| 55 | Politische Regulierung muss darauf zielen, auch Informationen und | ||
| 56 | Bildungsangebote zu Technik und Wirkungsweisen als einen Teil des | ||
| 57 | öffentlichen Gemeinguts zu begreifen, sie müssen elementarer Bestandteil | ||
| 58 | des öffentlichen Wissens sein. Ein kritischer und emanzipatorischer | ||
| 59 | Umgang mit digitaler Technik soll Teil von digitaler Bildung sein, dazu | ||
| 60 | gehört auch der kompetente Umgang mit Falschinformationen und Hassrede | ||
| 61 | in digitalen Medien. | ||
| 62 | |||
| 63 | ### Entwicklungs- und handelspolitische Aspekte | ||
| 64 | |||
| 65 | Länder des globalen Südens müssen die Möglichkeit haben, eine eigene auf | ||
| 66 | die lokalen und nationalen Bedürfnisse ausgerichtete Digitalisierung zu | ||
| 67 | entwickeln. Alle Gesellschaften sollen gleichen Anteil an Nutzen und | ||
| 68 | Kosten der Digitalisierung haben können. Die negativen Seiten wie | ||
| 69 | menschenunwürdige Arbeitsbedingungen, Umweltverschmutzung, | ||
| 70 | Gesundheitsschäden und Elektroschrott dürfen nicht einseitig auf den | ||
| 71 | globalen Süden abgewälzt werden. | ||
| 72 | |||
| 73 | Bilaterale und multilaterale Handelsabkommen dürfen keine Verbote und | ||
| 74 | Einschränkungen in den Bereichen Besteuerung (Taxation), Offenlegung des | ||
| 75 | Quellcodes (Open Source) und Ort der Datenverarbeitung (Localisation) | ||
| 76 | enthalten. | ||
| 77 | |||
| 78 | Die Technologie-Branche muss verpflichtet werden, in Fragen der | ||
| 79 | Ressourcenschonung und Nachhaltigkeit die Prinzipien menschenrechtlicher | ||
| 80 | und ökologischer Sorgfaltspflichten in den Abbau- und Produktionsländern | ||
| 81 | konsequent anzuwenden. | ||
| 82 | |||
| 83 | ### IT-Sicherheit | ||
| 84 | |||
| 85 | Mangelhafte Software hat negative Folgen für deren Nutzerinnen, die | ||
| 86 | Sicherheit ihrer Daten und die digitale Infrastruktur insgesamt. Es | ||
| 87 | bedarf einer Softwarehaftung, damit Software-Hersteller die | ||
| 88 | Verantwortung für die entstehenden Risiken (z. B. Sicherheitslücken) | ||
| 89 | tragen, statt die Qualität ihrer Software dem Profit zu unterwerfen. | ||
| 90 | IT-Sicherheit ist die Grundlage einer nachhaltigen digitalen | ||
| 91 | Gesellschaft. | ||
| 92 | |||
| 93 | ### Langlebigkeit von Software und Hardware | ||
| 94 | |||
| 95 | Software muss selbstbestimmt nutzbar sein, reparierbar sein und | ||
| 96 | langfristig instand gehalten werden können, so wie es | ||
| 97 | Open-Source-Software bereits verwirklicht. Hersteller müssen daher | ||
| 98 | beispielsweise Sicherheitsupdates für die Hardware-Lebensdauer von | ||
| 99 | Geräten bereitstellen und nach Ende des Supports den Quellcode als | ||
| 100 | Open-Source-Variante freigeben, statt „Software Locks“ einzubauen. | ||
| 101 | |||
| 102 | Elektronische Geräte müssen reparierbar und recyclebar sein – geplante | ||
| 103 | Obsoleszenz darf es nicht geben. Dafür müssen Garantiefristen massiv | ||
| 104 | ausgeweitet werden; Hersteller müssen Ersatzteile, Reparaturwerkzeug und | ||
| 105 | Know-How für alle anbieten und langfristig vorhalten. Dies soll | ||
| 106 | unterstützt werden durch eine stärkere finanzielle Förderung offener | ||
| 107 | Werkstätten bzw. Repair-Cafés und gemeinwohlorientierter Forschung und | ||
| 108 | Produktentwicklung. Öffentliches Forschungsgeld darf es nur für | ||
| 109 | Open-Source-Produkte geben. | ||
| 110 | |||
| 111 | ### Links | ||
| 112 | |||
| 113 | - \[0\] Webseite der Veranstaltung Bits & | ||
| 114 | Bäume: <https://bits-und-baeume.org/> | ||
| 115 | - \[1\] [Aufzeichnungen von der Veranstaltung Bits & Bäume | ||
| 116 | 2018](https://media.ccc.de/c/bub2018) | ||
